Wahlprüfsteine des EUD & JEF

Hier ein etwas älterer Wahlprüfstein vom EUD und JEF, den ich hier noch einmal veröffentlichen möchte:

1. Die überparteiliche Europa-Union Deutschland (EUD) wie auch die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) Deutschland sprechen sich in ihren jüngst verabschiedeten Grundsatzprogrammen für die Schaffung eines föderalen europäischen Bundesstaates aus.
Teilen Sie dieses Ziel?
Sollte hierzu unter Beteiligung der Zivilgesellschaft ein Konvent einberufen werden?

Antwort:

Wir Piraten fordern in unserem Grundsatzprogramm ein durch eine gemeinsame Verfassung konstituiertes rechtsstaatliches, demokratisches und soziales Europa. Konkret fordern wir in unserem Wahlprogramm für die kommende Bundestagswahl die Einberufung eines Verfassungskonvents für die Europäische Union. Auf die endgültige Form haben wir uns dabei nicht festgelegt. Es spricht aber aus unserer Sicht prinzipiell nichts gegen einen föderalen europäischen Bundestaat.

2. Eine der Ursachen für die seit Jahren andauernde „Euro-Krise“ liegt in der unvollendeten Wirtschafts- und Währungsunion.
Sehen Sie die Notwendigkeit, die vergemeinschaftete Währungspolitik durch eine vergemeinschaftete Wirtschafts- und Finanzpolitik zu ergänzen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, welches sind Ihre konkreten Vorstellungen?

Antwort:

Ja, aber Voraussetzung für eine weitere vergemeinschaftung muss zuerst einmal eine weitergehende Demokratisierung der EU sein. Ohne ausreichende demokratische Legitimation wäre eine Übertragung weiterer Befugnisse nicht zu rechtfertigen. Wir fordern unter anderem einen Marshall-Plan für Europa, ein Investitionsprogramm, das langfristiges Wachstum fördert, die Einführug von Trennbanken und eine von der EZB unabhängige Finanzaufsichtsbehörde.

Mehr dazu finden Sie unter http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm#Europ.C3.A4ische_Wirtschafts-_und_W.C3.A4hrungsunion

3. Sind Sie der Auffassung, dass die EU einen Haushalt bekommen soll, der sich aus eigenen Steuereinnahmen – bei gleichbleibender Belastung der Bürgerinnen und Bürger – speist?

Antwort:

Eine demokratische EU der Bürger*innen, nicht der Mitgliedsstaaten, kann nicht auf Almosen derselben angewiesen sein. Sonst bleibt die Union zu sehr Spielball nationaler Interessen. Sie wird zwangsläufig eigene Einnahmen erfordern. Vergemeinschaftung kann dabei in manchen Bereichen sogar Verwaltung reduzieren und damit die Belastung der Bürger*innen insgesamt sogar senken.

Als Beispiel dafür, was wir als europäische Aufgabe sehen, setzen wir uns dafür ein, dass auf EU-Ebene auf alle unbaren Geldtransaktionen eine minimale Abgabe von z.B. 0,1 bis  0,2 % erhoben und daraus allen Bürger*innen der EU monatlich ein individuelles bedingungsloses Sockeleinkommen ausgezahlt wird.

Mehr dazu finden Sie unter https://wiki.piratenpartei.de/Wahlen/Bund/2013/Wahlprogramm#Europ.C3.A4isches_bedingungsloses_und_steuerfreies_Sockeleinkommen

4. Würden Sie angesichts der hervorgehobenen Stellung Deutschlands in der Krisenbekämpfung die mögliche Sorge unserer europäischen Partner vor einem „deutschen Europa“ als berechtigt ansehen?

Antwort:

Wir sehen in der Krisenpolitik einen undemokratischen Rückschritt im europäischen Integrationsprozess.

5. Welche prioritären Ziele sollte die deutsche Europapolitik zur Überwindung der Krise verfolgen?

Antwort:

Restrukturierung maroder Banken und die Kontrolle der Finanzmärkte, ein Schuldenschnitt für die Krisenstaaten, Lohnerhöhungen duch einen einheitlichen Mindestlohn in Deutschland, Schutz von Privat- und Kleinanleger*innen bis zu einer gewissen Summe und Investitionen in Form eines Marshall-Plans für Europa.

6. Wesentliche Maßnahmen zur Krisenbekämpfung (ESM, Fiskalpakt) wurden außerhalb der EU-Verträge als völkerrechtliche Vereinbarungen ins Werk gesetzt.
Sind Sie der Auffassung, dass diese Regelungen zum nächstmöglichen Zeitpunkt in die EU Verträge überführt und damit auch der demokratischen Kontrolle des Europäischen Parlaments unterworfen werden müssen?

Antwort:

Wir lehnen die massenweise Finanzierung von Staatsschulden zweifelhaften Wertes über die Europäische Zentralbank (EZB) und den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) strikt ab. Die Entscheidungen des europäischen Gouverneursrates zur Verwendung der Mittel und zur Vergrößerung der Rettungsschirme sollen durch die demokratisch gewählten Volksvertreter*innen des Europäischen Parlaments beschlossen und kontrolliert werden.

7. Sind Sie der Auffassung, dass das Europäische Parlament durch Zuerkennung des Initiativrechts und durch die Möglichkeit einer Wahl der Kommission ohne nationale Vorgaben gestärkt werden soll? Sind echte europäische Parteien erforderlich?

Antwort:

Ja zu beiden Fragen. Die europäischen Piratenparteien befinden sich gerade in der Gründungsphase zu einer echten europäischen Partei, der PPEU.

8. Wie stehen Sie zu der Forderung, dass alle in Deutschland lebenden EU-Bürgerinnen und EU-Bürger neben den Kommunal- und Europawahlen künftig auch an den Landtags- und Bundestagswahlen teilnehmen können sollten?

Antwort:

Ich finde diese Forderung längst überfällig und werde sie in jedem Fall unterstützen. In diesem Kontext, würde ich allerdings auch Nicht-EU-Bürger*innen dieses Recht einräumen wollen.

9. Sind Sie der Auffassung, dass künftig der europäische Außenminister die gemeinsamen europäischen Interessen nach außen vertreten sollte (und damit die nationalen Außenminister eine deutlich untergeordnete Rolle einnehmen)?

Antwort:

Ja, wir wollen ein Europa. Dazu gehört auch eine europäische Außenpolitik, welche aber direkter Beteiligungsmöglichkeiten wie Volksabstimmung bedarf.

10. Unter welchen Voraussetzungen würden Sie eine gemeinsame europäische Armee (anstelle der nationalen Streitkräfte) befürworten?

Antwort:

Bei Zustimmung der Bevölkerung im Rahmen eines verfassungsgebenden Prozesses ist langfristig eine europäische Armee möglich. Erforderlich dafür ist zwingend eine Demokratisierung der Europäischen Union und die vollständige Kontrolle des europäischen Parlaments über diese Armee. Zudem muss es ein klares Verbot von Einsätzen im Inneren gesetzlich verankert werden. Der Auftrag dieser Armee darf unter keinen Umständen über Selbstverteidigung hinausgehen.
Diese Armee muss zudem auf die folgenden Waffen verzichten:

  • atomare, biologische und chemische Kampfmittel
  • Uran-, Phosphor- und Streumunition
  • Anti-Personenminen
  • Nanotechnologie
  • bewaffnete Drohnen und autonome Offensiv-Waffensysteme
  • Techniken und Systeme zur offensiven Cyberkriegsführung

11. Sollte die EU in der Sozialpolitik mehr Kompetenzen bekommen, um den sozialen Ausgleich stärker zu fördern, wie zum Beispiel durch eine europäische Arbeitslosenversicherung (wie im Van Rompuy-Bericht vorgeschlagen wurde)?

Antwort:

Ja, damit wäre z.B. ein europäisches bedingungsloses und steuerfreies Sockeleinkommen, wie wir es fordern, möglich (siehe Frage 3).

12. Im 17. Deutschen Bundestag bilden mehr als 170 Abgeordnete der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen eine überparteiliche Parlamentariergruppe der Europa-Union Deutschland.
Können Sie sich vorstellen, der Europa-Union Deutschland beizutreten, um dieser Parlamentariergruppe anzugehören?

Antwort:

Letztendlich können wir als Partei diese Frage nicht beantworten. Alle Abgeordneten sind in dieser Entscheidung genauso frei, wie in allen anderen und nur ihrem Gewissen verpflichtet. Einzelne Kandidat*innen auf den aussichtsreichen Plätzen zur Bundestagswahl 2013 haben sich aber schon wohlwollend zu dieser Idee geäußert. Letztendlich ist die Piratenpartei eine Partei, die dem Prozess der eropäischen Einigung positiv gegenüber steht. Es sollte also nicht verwundern, wenn viele Abgeordneten einer PIRATEN-Fraktion im Deutschen Bundestag dieser Gruppe beitreten.

Optional: Folgende Punkte zur europäischen Integration im Allgemeinen und zur Lösung der derzeitigen Krise sind mir persönlich besonders wichtig:

Das Defizit an demokratischer Legitimation in der Europäischen Union besteht seit ihrer Gründung und wurde im Zuge des europäischen Einigungsprozesses nicht entschieden genug angegangen. Dies zu beheben und Europa auf ein solides demokratisches Fundament zu stellen, ist das oberste Ziel aller PIRATEN. Zur Erreichung dieses Zieles wird es im weiteren Verlauf darauf ankommen, die politischen Prozesse transparenter und einfacher zu gestalten sowie einen gemeinsamen europäischen Kommunikationsraum zu schaffen. Politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene müssen europaweite Debatten vorausgehen, an denen sich alle Menschen angemessen beteiligen können. Ohne gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Kommunikation wird es diese angemessene Beteiligung nicht geben, und damit auch keine sachgerechten Entscheidungen im Sinne des Allgemeinwohls. Das Internet als neuer Kommunikationsraum bietet enorme Möglichkeiten, um allen Menschen politische Entfaltungschancen zu eröffnen, um die politische top-down Einwegkommunikation zu überwinden und um die Dominanz der Massenmedien zu durchbrechen. Die Freiheit des Internets werden wir PIRATEN daher auf europäischer und globaler Ebene mit aller Entschlossenheit verteidigen.

In der forcierten Einmischung der Europäischen Kommission in die Haushaltspolitik einzelner Mitgliedstaaten sehen wir PIRATEN eine Missachtung des Demokratieprinzips und eine akute Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung und den Einigungsprozess in Europa. Wir PIRATEN lehnen den europäischen Fiskalpakt daher als demokratisch nicht legitimierten Eingriff in die Haushaltshoheit der Mitgliedstaaten ab. Weitere Schritte zur Integration der Eurozone erfordern zwingend eine verstärkte demokratische Legitimation und Rechenschaftspflichten sowie die Ausweitung der parlamentarischen Kontrollrechte.

Anfrage von „Atomausstieg selbermachen“

Ich habe von der Initiative „Atomausstieg selbermachen“ eine Anfrage nach meinem persönlichen Atomausstieg bekommen. Hier könnt ihr meine Antworten lesen:

1. Als PolitikerIn erfüllen Sie eine Vorbildfunktion für die BürgerInnen. Beziehen Sie Ökostrom

a) in Ihrem Büro?

Nein, wir PIRATEN haben in Halle bisher leider kein Büro oder ähnliches. Sollte ich in den Bundestag einziehen und ein Büro haben, werde ich in jedem Fall eine Stromversorgung aus 100% erneuerbaren Energien bzw. sog. „echtem“ Ökostrom [1] anstreben.

b) zu Hause?

Nein, ich wohne in einer Wohngemeinschaft von drei Studenten. Dort sind wir aufgrund von Nachtspeicheröfen auf einen Nachtspeichertarif angewiesen.

2. Von welchem Stromanbieter werden Sie versorgt?

Unser regionaler Versorger in unserer Wohngemeinschaft ist die EVH mit den Tarifen Halplus Strom Spar+ Haushalt [1] und Halplus Strom Thermo+ ohne Nachladung [2]. Der Versuch ökologischen Strom zu beziehen scheiterte vor einigen Jahren, da ich keinen Anbieter ausfindig machen konnte, der einen Nachtstromtarif (günstigere Konditionen als am Tag) anbot. Die berechneten zukünftigen Kosten überstiegen unsere damaligen jährlichen Kosten um ca. 15 – 20 %. Zu der Zeit hatten wir bereits steigende Preise und einige dreistellige Stromnachzahlungen am Jahresende. Als studentische Wohngemeinschaft und aufgrund dieser Eigenheiten unserer Wohnung waren und sind wir leider relativ eingeschränkt in unserer Auswahl nach „echtem“ Ökostrom.

3. In Deutschland sollen die meisten Atomkraftwerke noch bis zum Jahr 2022 in Betrieb bleiben. Werden Sie sich im Bundestag dafür einsetzen, die Atomkraftwerke schneller abzuschalten?

Ich halte die derzeitige Energieversorgung aus Kohle- und Kernkraft für falsch. Bei den vorhandenen Kernenergietechnologien sind die Risiken bei Uranbergbau, Transport, Anreicherung, Betrieb, Wiederaufbereitung und Emissionen zu hoch, während die Entsorgung des Atommülls bis heute ungeklärt ist. Dazu kommt die Gefährdung durch Unfälle, potenzielle Katastrophen und Anschläge. Kernenergie ist volkswirtschaftlich die teuerste Form der Energiegewinnung. Alle damit verbundenen Kosten müssen nach dem Verursacherprinzip umgelegt werden.

In unserem Wahlprogramm konkretisieren wir PIRATEN diese Forderungen [4]:

„Laufzeitverlängerungen und Neubauten von Kernkraftwerken werden ausgeschlossen. Die Förderung von AKW-Projekten im Ausland – auch durch staatliche Bürgschaften – lehnen wir ab. Alle stillgelegten Kernkraftwerke verlieren unmittelbar die Betriebserlaubnis für die Reaktoren. Eine erneute Kehrtwende zur Atomkraft soll damit unterbunden werden. Anlagen für rein medizinische und wissenschaftliche Anwendungen sind davon ausgenommen. Alle kerntechnischen Anlagen sollen mit einer vollumfänglichen Haftpflichtversicherung versehen werden. Die Entsorgung der Anlagen und der produzierten Abfälle ist durch Rücklagen auf Treuhandkonten sicher zu stellen. Die Höhe dieser Rücklagen sind durch unabhängige Experten zu bestimmen.“

Ich werde mich im Bundestag daher für eine schnellstmögliche Abschaltung von Kernkraftwerken einsetzen und mich weitergehend dafür einsetzen, die Energiewirtschaft zu einem langfristigen, umweltschonenden, dezentralen und transparenten System umzubauen. Das Ziel der Energiepolitik der Piratenpartei ist, preisgünstige und umweltfreundliche Energie bereitzustellen, um in Zukunft einen hohen Lebensstandard und hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Wir wollen die Umstellung von endlichen Energieträgern auf regenerative Energiequellen wie Wind-, Sonnen- und Wasserkraft sowie Biomasse. Zur Optimierung unterstützen wir z. B. den verstärkten Einsatz intelligenter Managementsysteme zur Energieverteilung bei starken regionalen Erzeugungs- und Verteilungsunterschieden, Maßnahmen zur Energieeinsparung, die Weiterentwicklung und Erforschung vielfältiger Energiespeicher-Systeme und eine deutlich stärkere Finanzierungsbeteiligung der Energiewende durch energieintensive Unternehmen [5].

[1] http://www.utopia.de/magazin/echter-oekostrom-von-unabhaengigen-anbietern
[2] http://www.evh.de/EVH/Privatkunden/Halplus-Strom/Spar-/
[3] http://www.evh.de/EVH/Privatkunden/Halplus-Strom/Thermo-/
[4] http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm#Atomausstieg:_Ende_der_Energiegewinnung_durch_Kernkraftwerke
[5] http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm#Nachhaltigkeit_und_Versorgungssicherheit

Wahlprüfstein vom Friedenskreis Halle e.V.

Ich habe folgenden Wahlprüfstein des Friedenskreises Halle e.V. erhalten:

Sehr geehrte Kandidatin, sehr geehrter Kandidat,

am 22. September stellen Sie sich den Bürgerinnen und Bürgern im Wahlkreis Halle (Saale) für den Einzug in den Bundestag zur Wahl. Wir als Friedenskreis Halle e.V. möchten Sie gerne zu für uns wichtigen Themen befragen und Ihre Antworten, verbunden mit dem Aufruf zur Beteiligung an der Wahl, unseren Mitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit bekannt machen. Auskünfte zu uns und unserer Arbeit finden Sie auf der Internetseite
www.friedenskreis-halle.de und in der beiliegenden Selbstvorstellung. Unsere Fragen beziehen sich auf unsere drei Arbeitsfelder Friedenspolitik, Friedensdienste und Friedensbildung. […]

Mit freundlichen Grüßen

Christof Starke
Geschäftsführer

Im Folgenden findet ihr meine Antworten zu ihren Fragen:

Allgemeines persönliches Statement

Ich danke Ihnen für Ihre Fragen. Die Piratenpartei ist eine offene, basisdemokratische Partei mit vielen Einflüssen verschiedenster Menschen- und Bürger*innenrechtsbewegungen sowie politischen Gruppierungen. Gerne laden wir Sie dazu ein mit uns einen Dialog zu starten oder gar gemeinsam für eine freie, friedliche und demokratische Welt zu handeln. Die Piratenpartei steht allen offen, die sich zu einer offenen Gesellschaft und einem respektvollem Miteinander bekennen. Dahingehend laden ich Sie ein, bei Interesse unsere niedrigen Hürden zur politischen Arbeit in Anspruch zu nehmen.

Mit besten Grüßen
Stephan Schurig

Waffenhandel

Angesichts der unzureichenden rechtlichen Rahmenbedingungen und des fehlenden politischen Willens, dies zu verhindern, konnte Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt aufsteigen. Kaum ein Krieg, in dem nicht deutsche Waffen beiderseits der Fronten zum Einsatz kommen.

Frage: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl dafür ein, dass der Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern grundsätzlich verboten wird?

Antwort: Wir Piraten denken und handeln global. Dabei formulieren wir nicht die Interessen Deutschlands oder Europas, sondern eine Außenpolitik, welche die Bedürfnisse aller Menschen im Blick hat.
Rüstungsexporte stehen unserem Ziel einer zivilen Konfliktlösung entgegen. Daher lehne ich diese ab und setzte mich im Bundestag für ein absolutes Rüstungsexportverbot ein. Der Bundessicherheitsrat, der geheim tagt und keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegt, ist ersatzlos aufzulösen.

Rüstungsexportgeschäfte sind höchst intransparent: Brisante Exportgenehmigungen werden in geheimen Sitzungen des Bundessicherheitsrats mit Mehrheit entschieden, unzureichende Rüstungsexportberichte erst Ende des Folgejahres publiziert.

Frage: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl für eine zeitnahe Informationspflicht der Abgeordneten, für namentliche Abstimmungen und für ein Vetorecht des Deutschen Bundestages sowie für transparente Rüstungsexportberichte ein?

Antwort: Ich lehne Rüstungsexporte ab, daher erübrigt sich auch ein Rüstungsexportbericht. Wir Piraten setzen uns prinzipiell für mehr Transparenz in der öffentlichen Verwaltung und in Ministerien ein. Ihre Forderung zur zeitnahen Informationspflicht für Abgeordnete, namentlichen Abstimmung sowie für ein Vetorecht des Parlaments begrüße ich uneingeschränkt.

Zivile Konfliktbearbeitung

Politik und Medien interessieren sich meist erst dann für internationale Konflikte, wenn es schon zu spät ist. Der Einsatz des Militärs wird dann oft als unvermeidbare Notwendigkeit angesehen. Weltweit und auch im deutschen Haushalt übersteigen Militärausgaben die Mittel für zivile Gewaltprävention und Konfliktbearbeitung um ein Vielfaches. Konflikte lassen sich aber nicht dauerhaft militärisch beilegen.

Frage: Werden Sie darauf achten, dass bei der Suche nach Reaktionsmöglichkeiten auf gewaltsame Krisen eine militärisch-kriegerische Reaktion ausgeschlossen wird, um so den Blick auf die Bearbeitung und Lösung von Konflikten ohne Militär und Krieg zu schärfen?

Antwort: Ich unterstütze Ansätze, die sich gegen Gewalt aussprechen. Wir Piraten suchen selbst nach einer zufriedenstellenden Antwort im Umgang mit Konflikten und Völkermord. Wir treten weltweit für die Förderung der Zivilgesellschaft und die Lösung von Konflikten mit friedlichen Mitteln ein. Durch einen globalen sozialen Ausgleich, die Förderung von Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe, einer Stärkung der Rechte der Schwachen im Völkerrecht, der Aufhebung von menschenrechtsverletzenden Wirtschaftsmonopolen sowie Spekulationen und einem Umdenken in der Drogenpolitik, wollen wir die strukturellen Ursachen von Gewalt angehen. Ganz praktisch werde wir bei Konflikten aktiv eingreifen, allerdings nicht indem wir Waffen liefern oder selbst Truppen entsenden. Wir setzen auf Empowerment und Emanzipation durch Information, der Abkehr von Politik durch Einschüchterung und Angst und eine Hinwendung zu einer gemeinsamen und gemeinwohlorientierten Politik weltweit. Die Menschen vor Ort in Konflikten werden wir konkret durch die plattformneutrale Wirkung von Informationen und Aufklärung unterstützen eine eigene Lösung zu finden. Ergebnisoffene Mediation, Ausbau der internationalen Gerichtsbarkeit, Austrocknung der Kapitalströme von verantwortlichen Kriegsprofiteuren, solidarische und transparente Entwicklungszusammenarbeit und ein Bündel an zahlreichen weiteren Maßnahmen sollen Konflikte eindämmen. Für mich ist die Ächtung von physischer Gewalt als Mittel der Politik selbstverständlich und daher unterstütze ich andere Reaktionsmöglichkeiten.

Angesichts von weltweit 35 bewaffneten Konflikten braucht es vielmehr ein umfassendes, friedenspolitisches Leitbild und Handlungskonzept. Als ein bewährter Ansatz der zivilen Konfliktbearbeitung ist es die Idee des Zivilen Friedensdienstes, die zivilgesellschaftlichen Kräfte in der Gesellschaft dabei zu stärken, Gewalt ohne die Verwendung militärischer Mittel einzudämmen. Seit 1999 wurden rund 900 speziell ausgebildeter ZFD-Fachkräfte in Krisenregionen entsandt.

Frage: Werden Sie sich für den umfassenden Ausbau des Zivilen Friedensdienstes und weiterer Instrumente der zivilen Konfliktbearbeitung einsetzen?

Antwort: Es gibt ja derzeit die Forderung, denn Zivilen Friedensdienst (ZFD) mit 20 Millionen Euro pro Jahr stärker zu fördern. Ich würde weit darüber hinausgehen. Der ZFD muss zu einem zentralen Element in unserem Umgang mit anderen Gesellschaften werden. Der Verteidigungshaushalt von über 30 Mrd. Euro muss massiv abgebaut und der Einsatz der Bundeswehr auf Landesverteidigung beschränkt werden. Diese Mittel sollten besser in den Zivilen Friedensdienst, die Friedensforschung und die Entwicklungszusammenarbeit fließen.

Atomare Abrüstung

Deutschland ist über die NATO unverändert an einer Strategie beteiligt, die den Einsatz von Nuklearwaffen einplant. Vermutlich über 20 US-Atomwaffen des Typs B61 sind noch immer im Fliegerhorst Büchel eingelagert.

Frage: Setzen Sie sich im Falle Ihrer Wahl für einen zeitnahen Abzug der letzten verbliebenen Nuklearsprengköpfe aus Deutschland ein? Werden Sie die deutsche Bundesregierung auffordern, die Strategie der Nuklearen Abschreckung auch auf NATO-Ebene abzulehnen?

Antwort: Ich teile die Vision einer kernwaffenfreien Welt und möchte diese durch konkrete Schritte – wo immer sie sich ergeben – verwirklichen. Dazu unterstütze ich Initiativen, welche Kommunikation, Vertrauensbildung und Transparenz zwischen den Staaten unter Berücksichtigung der jeweiligen Sicherheitsinteressen fördern. Die Ziele der nuklearen Abrüstung und Nichtverbreitung sollen dabei parallel verfolgt werden.

Wir Piraten lehnen die nukleare Teilhabe ab und setzen uns für ihre Abschaffung innerhalb der NATO sowie den unilateralen Abzug der Kernwaffen aus Deutschland und der US-amerikanischen Kernwaffen aus allen europäischen Staaten ein. Dies wäre eine vertrauensbildende Maßnahme, mit der weitere nukleare Abrüstung erleichtert werden soll. Weiterhin fordern wir die Veröffentlichung der Bestände des militärischen Nuklearmaterials und der Sprengkopfzahlen.

Friedensbildung und internationale Freiwilligendienste

Tägliche Berichte von Kriegen und gewaltsamen Konflikten erzeugen eine scheinbare Ohnmacht, selbst nichts dagegen machen zu können. Dies führt nicht selten auch zum verstärkten Ruf nach bewaffneten Interventionen. Die Bildungsarbeit der Bundeswehr durch ihre Jugendoffiziere verstärkt dieses Bild weiter und ist eng mit der Werbung für den Wehrdienst verknüpft. Weniger bekannt sind hingegen die zivilen Mittel, die wir in Deutschland haben, um uns gegen globale Gewalteskalationen zu engagieren. Eine differenzierte Friedenspädagogik kann diesem Ungleichgewicht entgegenwirken, indem sie konkrete, gewaltfreie Handlungsalternativen aufzeigt, ist aber notorisch unterfinanziert.

Frage: Sind Sie bereit, sich für einen Ausbau der Friedenspädagogik, die von zivilgesellschaftlichen Trägern an Schulen, Jugendeinrichtungen und in der Erwachsenenbildung durchgeführt wird, einzusetzen und diese strukturell sowie finanziell zu fördern?

Antwort: Ich unterstütze ihre Forderung im vollen Umfang und finde ihr Engagement nachahmenswert. Gewalt und Militäreinsätze werde durch die Regierung als alternativlos dargestellt. Eine breite politische und vor allem gesellschaftliche Gegenbewegung ist erforderlich und der Ausbau der Friedenspädagogik könnte frühzeitig dazu beitragen ein Problembewusstsein zu schaffen.

Internationale Freiwilligendienste junger Menschen haben eine über 100jährige Tradition, als Friedensdienste zur internationalen Versöhnung, Begegnung und Solidarität beizutragen.
Frage: Sind Sie bereit, sich für den weiteren Ausbau der internationalen Freiwilligendienste einzusetzen, sodass für jede/n interessierte/n Jugendliche/n die Möglichkeit zur Teilnahme besteht?

Antwort: Freiwilligendienste für den Frieden sind mir wichtig und ich werde mich dafür einsetzen diese aktiv zu fördern. Durch das bedingungslose Grundeinkommen, für das wir PIRATEN uns einsetzen, würde ehrenamtliches Engagement in viel größerem Umfang ermöglicht werden.